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Modellprojekt „Musikergesundheit" startet erstmalig in Weimar

Modellprojekt „Musikergesundheit" startet erstmalig in Weimar
Weimarer Klinikum unterstützt Gesundheitsprävention bei 90 jungen Sachsen

Weimar. Ein bislang deutschlandweit einmaliges musikermedizinisches Modellprojekt „Musikergesundheit“ hat vom 28.10. bis 3.11.2012 in der Europäischen Jugendbegegnungsstätte in Weimar Premiere. In Kooperation mit dem Zentrum für Physikalische und Rehabilitative Medizin des Weimarer Sophien- und Hufeland-Klinikums und der Musikhochschule Franz Liszt werden etwa 90 Nachwuchsmusiker des Sächsischen Landesjugendorchesters (LJO) während ihrer Probenphase musikermedizinisch betreut. Die zwölf bis 26-jährigen preisgekrönten Jugendlichen des benachbarten Freistaates erhalten durch Sportwissenschaftler, Mediziner und Physiotherapeuten des Weimarer Klinikums musikmedizinische Einzelberatungen und Präventionsübungskurse für ihre verschiedenen Instrumente. Zudem gab es bereits einen Vortrag über Lampenfieber und Antrittsangst.
Gemeinsames Ziel ist es, bei den Jugendlichen ein Bewusstsein für die Folgeschäden des Musizierens zu schaffen, bevor diese sich manifestiert haben, und eventuell sogar einen Multiplikationseffekt bei Eltern, Lehrern und anderen jungen Musikern zu erreichen.

„Die Ausübung von Instrumentalmusik verlangt ein Höchstmaß an feinmotorischer Koordination und Präzision und ist mit Leistungssport vergleichbar. Durch das Üben über Jahre und Jahrzehnte kann das Musikspielen optimiert werden. Bedingt durch die Spielweise des Instrumentes, durch die Sitzposition am Instrument oder beispielsweise durch das Tragen des Instrumentes während des Spiels, werden bestimmte Körperregionen einseitig belastet und können sich nachteilig auf die Gesundheit des Musikers auswirken.“, erklärt Prof. Dr. Egbert J. Seidel, Chefarzt des Zentrums für Physikalische und Rehabilitative Medizin am Weimarer Sophien- und Hufeland-Klinikum. Hinzu kommt, dass beim Musizieren die starke Fokussierung auf das musikalische Ergebnis häufig die Wahrnehmung für das eigene körperliche Wohlbefinden in den Hintergrund treten lässt. Nachdenklich stimmt den Experten, dass oftmals Maßnahmen erst dann ergriffen werden, wenn Beeinträchtigungen sich bereits manifestiert haben. Prävention kann erfolgreich Folgeschäden verhindern. „Die individuellen Kosten und Mühen der Korrektur übersteigen dabei die Kosten und Mühen der Prävention um ein Vielfaches.“, so Prof. Seidel weiter.

Dieses erstmalig stattfindende Projekt ist anlässlich des 20. Geburtstages des Sächsischen Landesjugendorchesters ins Leben gerufen worden und wird für die Dauer von zwei Jahren von der AOK Plus gesponsert. Seit Herbst letzten Jahres erhielt das Orchester auch einen festen musikmedizinischer Betreuer, Dr. Hartmut Puls aus Berlin, an die Seite gestellt. Der Impuls ging von der Orchesterleitung aus. „Mir ist in den letzten fünf Jahren verstärkt aufgefallen, dass sich die Beschwerden häuften.“, berichtet Ulrike Kirchberg, organisatorische Leiterin des LJO sowie Jugendbildungsreferentin des Sächsischen Musikrates. Sie hatte sich deshalb schön länger mit dem Thema Musikergesundheit beschäftigt, Literatur gesammelt und den kollegialen Austausch mit Profiorchestern gesucht, um dann festzustellen, dass bislang ziemlich große Lücken existieren. Ihre Beobachtungen während der letzten Probenphasen: „Es gibt ganz klassische Erschöpfungszustände, sodass Leute Konzentrationsprobleme oder einfach körperliche Beschwerden haben. Zum Teil auch bestimmte Fehlstellungen. Kopfschmerzen gibt es sehr oft. Genauso oft zwischendurch Übelkeitsattacken, die vermutlich psychosomatischer Art sind und sich körperlich äußern. Und dazu kommen diverse Geschichten kurz vor den Auftritten. Mehrfach habe ich ganz starkes Nasenbluten kurz vor dem Konzert bei den Teilnehmern erlebt. Auch hatte ich schon einige Fälle von Auftrittsängsten dabei, die über normales Lampenfieber hinausgingen. Ich habe auch mitbekommen, dass Leute Durchfall bekommen bis hin zu kleinen Schwächeanfällen“.

Ihr Wunsch ist es deshalb, musikermedizinische Prävention als ständige Komponente in den Probenphasen des LJO Sachsen zu integrieren. „Ich erhoffe mir, dass wir Impulse setzen können. Dass die Jugendlichen dies nicht nur als kurzen temporären Einschnitt sehen, sondern dass sie Dinge mitnehmen, die sie langfristig für ihr persönliches Leben, sei es als Musiker oder nicht, nutzen können. Und darüber hinaus wäre es meine Idealvorstellung, dass sie damit auch andere Menschen erreichen.“

Bundesweit gibt es mehrere hunderttausende Profi- und ambitionierte Laienmusiker. Viele von ihnen haben auf der Suche nach geeigneten Ärzten lange Odysseen hinter sich. Sie wünschen sich kompetente und transparente Informationen zu Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. Einzige Anlaufstelle für musikmedizinische Betreuung in Thüringen ist bislang das Zentrum für Physikalische und Rehabilitative Medizin am Weimarer Klinikum unter Leitung von Chefarzt Prof. Dr. Egbert Seidel.

Allgemeine Informationen zur Musikermedizin:

Weimar. Musizieren kann krank machen. Zumindest ist dies dann der Fall, wenn die Musiker durch z. B. stetes Üben dies irgendwann am eigenen Körper spüren können. Bundesweit gibt es mehrere hunderttausende Profi- und ambitionierte Laienmusiker. Viele von ihnen klagen häufig über Überlastungssyndrome des Bewegungsapparates, über neurologische Beschwerden durch repetitive Bewegungsabläufe sowie über Auftrittsängste wegen der Anforderung an die Psyche und die Feinsinnigkeit. Oftmals werden Maßnahmen erst dann ergriffen, wenn sich die Folgen der Beanspruchung bereits manifestiert haben. „Die individuellen Kosten und Mühen der Korrektur übersteigen dabei die Kosten und Mühen der Prävention um ein Vielfaches.“, weiß Prof. Dr. Egbert J. Seidel, Chefarzt des Zentrums für Physikalische und Rehabilitative Medizin am Weimarer Sophien- und Hufeland-Klinikum. Er leitet als Chefarzt die bislang in Thüringen einzige Klinik, welche Teil einer Forschungsgruppe ist, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Musikergesundheit zu ergründen und Betroffenen effiziente Fachexpertise zu bieten. Weitere teilhabende Institutionen befinden sich beispielsweise in Berlin, Hannover, Mainz, Bad Lauchen und Freiburg.

Die körperliche und psychische Belastung eines Berufsmusikers oder Sängers ähnelt in vielerlei Hinsicht der eines Leistungssportlers. Jedoch reicht die Musik-Karriere im Durchschnitt 30 Jahre länger. Der Geiger mit Nacken- und Kopfschmerzen, der schmerzende Ellenbogen der Flötisten, schmerzende Finger der Cellisten und der Tennisellenbogen bei Schlagzeugern sind einige wenige Fallbeispiele von Folgeschäden. Ist eine Beeinträchtigung erst eingetreten, reicht eine technische Korrektur des Spiels und vermehrtes Üben allein nicht mehr aus. Die Probleme werden ernst, wenn der Musiker seine Defizite nicht mehr kompensieren kann. Zu den körperlichen Problemen kommen psychische hinzu: die Angst vor dem nächsten Auftritt oder sogar existenzielle Nöte. Dann ist therapeutische Hilfe unerlässlich. In der noch recht jungen Disziplin Musikermedizin spielt Prävention deshalb eine Schlüsselrolle und hat eine sehr hohe Erfolgsquote. Prävention sollte so früh wie möglich mit dem geeigneten Unterricht beginnen. Spezialisten wie Chefarzt Prof. Dr. Seidel aus Weimar stehen den Musikern dabei beratend zur Seite.

Ansprechpartner: Zentrum für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Tel. 03643/ 57-38 00

Diagnose: Nierenversagen. Der Weg einer Dialysepatientin [03.05.2022]


Um ihren Alltag mit Baby so „normal“ wie möglich gestalten zu können, entschied sich Susanne Sonnenburg für die Bauchfelldialyse, die sogenannte Peritonealdialyse. „Mit dieser Methode kann der Patient die Dialyse selbst zu Hause vornehmen, nachdem er in der Handhabung intensiv geschult wurde. Bei der Peritonealdialyse dient das körpereigene Bauchfell als Filter. Die Flüssigkeitsbeutel müssen mehrmals täglich gewechselt werden und ermöglichen eine Blutwäsche rund um die Uhr. Wenngleich diese Methode den Patienten eine flexiblere Alltagsgestaltung ermöglicht, setzt sie jedoch ein hohes Maß an Eigenverantwortung voraus und ist daher eher für orientierte Patienten geeignet“ erklärt Dinah Döbrich, Oberärztin am Shuntzentrum im Klinikum Weimar.
Für Susanne Sonnenburg bedeutete die Bauchfelldialyse, sich ein Stück Lebensqualität zurückzuholen, auch wenn jede Abweichung vom „Alltag“ einer guten Organisation bedurfte.

Im Jahr 2003 hatte sie schließlich das Glück, eine Spenderniere zu erhalten. Dieses währte jedoch nur einige Jahre, dann verlor sie die Niere wieder. Die Bauchfelldialyse kam nun aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr in Frage. Ein Wechsel zur Hämodialyse, auch Blutwäsche genannt, erfolgte.
„Um Patient:innen mittels Hämodialyse behandeln zu können, ist ein Shunt Voraussetzung. Das ist eine Verbindung zwischen arteriellem und venösem Gefäßsystem, mit körpereigenen Gefäßen oder einer künstlichen Ader (ePTFE/Gore-Tex®)“, erklärt Döbrich.

Susanne Sonnenburg belastete die neue Situation jedoch. Der starre Rhythmus, an den sie durch die Dialyse im Dialysezentrum nun gebunden war, beeinträchtigte sie in ihrem Alltag; einer Arbeit nachzugehen war in der Anfangszeit undenkbar. Hinzu kamen ständige Müdigkeit und Durst, da die tägliche Trinkmenge reduziert werden musste. „In der ersten Zeit hatte ich zudem große Probleme mit meinem Shunt. Da meine Gefäßverhältnisse nicht optimal sind, waren mehrere Operationen notwendig, um einen funktionierenden Shunt zu schaffen“, sagt sie rückblickend.
Erst ein Arztwechsel brachte diesbezüglich Erleichterung. Seit gut zehn Jahren wird die Dialysepatienten von Dr. Dinah Döbrich betreut und ärztlich versorgt. Durch ihre langjährigen Erfahrungen in der Shuntchirurgie konnte die Fachärztin für Chirurgie und Gefäßchirurgie trotz der schwierigen Gefäßverhältnisse von Susanne Sonnenburg, einen stabilen Shunt etablieren.

Im Rahmen verschiedener Veranstaltungen und durch eigne Internetrecherchen erfuhr Susanne Sonnenburg schließlich von der Möglichkeit, die Hämodialyse zu Hause durchzuführen. Lange Zeit stellte dies jedoch keine reale Option für sie dar. „Erst ein Vortrag von Pascal Kopperschmidt, selbst Heimdialysepatient, vor etwa drei Jahren und das Zureden von Steffen Preuß, der früher Pfleger in meinem Dialysezentrum in Pößneck war und mich heute als Shunt-Koordinator im Klinikum Weimar betreut, haben dazu geführt, dass ich mir konkreter Gedanken über diese Möglichkeit gemacht habe“, berichtet die Dialysepatientin. „Auch mein Mann, der täglich miterlebte, wie mich die Dialyse im Zentrum zunehmend psychisch belastete, bestärkte mich in dem Gedanken.“

Anfang 2020 sprach sie schließlich einen der Nephrologen im Dialysezentrum an, ob nicht die Möglichkeit bestünde, zu Hause zu dialysieren. Daraufhin wurde ihr der Kontakt zur Firma B. Braun vermittelt, von welcher bekannt war, dass sie ein Konzept für die Heimhämodialyse entwickelt hatte. Dann ging alles relativ zügig, von der Kontaktaufnahme bis zur ersten Dialyse zu Hause vergingen nur wenige Monate. „Mit der Heimdialyse hat sich meine Lebensqualität deutlich verbessert. Durch die verlängerten Dialysezeiten – bis zu 24 Stunden in der Woche anstelle von 15 Stunden – ist die Behandlung schonender geworden, meine Laborwerte haben sich verbessert, die Medikamente konnten reduziert werden und ich bin nicht mehr so oft müde“, freut sich Susanne Sonnenburg. Trotz der gesteigerten Dialysezeit und der hinzukommenden Zeit für Vor- und Nachbereitung der Dialyse, ist sie nun flexibler in ihrer Alltagsgestaltung und kann auch wieder täglich ihrer Arbeit nachgehen.

Regelmäßige Kontrollen des Shunts gehören jedoch weiterhin zu ihrem Alltag. Dafür fährt sie zweimal im Jahr nach Weimar, um sich im zertifizierten Shuntzentrum des Klinikums durchchecken zu lassen.

Der Fachbereich der Shuntchirurgie ist seit September 2020 als überregionales „Shuntreferenzzentrum“ für Patienten mit einer terminalen Niereninsuffizienz – einem dauerhaften Versagen der Nierenfunktion – zertifiziert.
Dr. Döbrich und ihr multiprofessionelles Team haben seit Gründung des Zentrums im Herbst 2020 mehr als 1742 Patienten behandelt und auf eine Nierenersatztherapie mit einem „Shunt“ vorbereitet.
Zum Team zählen neben Dr. Döbrich Oberarzt Thomas Franz, Shuntkoordinator und OP-Pfleger Steffen Preuß, die OP-Schwestern Christina Duwe und Franka Zahn, Sekretärin Kathrin Herzog, die Physiotherapeutinnen Susanne Weigel, Sigrid Thomas und Carolin Parche sowie die Pflegefachkräfte des Shuntzentrums.
Das Shuntzentrum gehört als eigenständiges Department zur Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie.

  
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